On 16-19 March 2023, a special conference ‘Frauen der Hanse‘, organised by the ‘Netzwerk Hansekultur’, took place at Kloster Medingen, to discuss the role women played in the Hanseatic League. In honour of the place as well as of the theme, my lecture discussed some of the letters written by the Medingen Abbesses in the Lüne Letter-Books.
All letters from the first volume of letters are available as an open access online
Edition in the Digital Library of the Herzog August Bibliothek; the second and third volume of letters are currently being edited by the project group in Düsseldorf and Oxford.: http://diglib.hab.de/edoc/ed000248/start.htm.
For further informationen on Medingen and its manuscripts cf. the literature and lists on this blog, http://medingen.seh.ox.ac.uk.
For this lecture, I have translated the letters discussed on the slides above and assembled them in a handout for the session
1504, Feb. 7: Kondolenzschreiben zum Tod der Lüner Priorin (Hs. 15, Brief 91)
Die Medinger Äbtissin Margarete Puffen spricht dem Lüner Konvent und der Subpriorin ihr Beileid anlässlich des Todes ihrer Priorin Sophia von Bodenteich aus, von dem die sie bisher nur durch die Berichte Dritter erfahren hat. Eine Todesanzeige aus Lüne, mit der üblichen Aufforderung zum Gebetsgedächtnis für die Verstorbene, sei in Medingen bisher nicht eingetroffen.
… Sed non potuimus fidem adhibere creditivam, cum a sororia vestre caritate nulla scripta aut cedulam pro persolvatione debiti fraternitatis recepimus.
… Aber wir konnten dem kein glaubwürdiges Vertrauen schenken, weil wir von Eurer Schwesternschaft keinen Brief oder einen Zettel empfangen haben, in der um die Einlösung der geschuldeten Bruderschaft gebeten wird.
1504, Feb. 29: Gratulationsschreiben zur Wahl (Hs. 15, Brief 35)
Die Medinger Äbtissin Margarete Puffen gratuliert der neuen Lüner Priorin Mechthild Wilde zu ihrer Wahl. Lob des monastischen Lebens und der Beziehung zu Christus. Gute Wünsche für die kommenden Aufgaben. Entschuldigung für einen vorherigen Brief in männlicher Form.
… parcant ruditati nostre, quia litteram incorrectam transmisimus, ubi masculinum pro femino compositum erat, nam nuntius festinavit, et sic incorrecta permansit, sicut et modo nuntius festinat, si autem quid incorrectum hic invenietis, vestre prudentie reservamus.
…mögt Ihr unsere Patzer entschuldigen, weil wir einen unkorrigierten Brief übermittelt haben, wo männliche statt weibliche Formen konstruiert waren, denn der Bote drängelte und daher blieb es unkorrigiert; ebenso wie jetzt auch wieder der Bote drängelt; wenn ihr also etwas unkorrigiert hier findet, möge es Eure Weisheit übergehen.
1517, März 21 (Benediktstag): Bitte um Amtshilfe und Rechtsbeistand (Hs. 31, fol. 128r)
Die Medinger Äbtissin Elisabeth von Elvern an die Lüner Priorin Mechthild Wilde
… Quamvis enim tempus prolonga in scriptis meis r[everentia] v[estra] visitare nec signum dilectionis exhibui, animus tamen mens semper est inquietus, donec de valitudinis vestre statu nec non tocius congregationis sit certificatus, wo wol ik iuw de leve mynes herten per scripta nicht vake bewise, so besorghe ik iuw doch alle tyd unde begehre prosperitatem vestram in allen dinghen; mochte ik weten, dat d[ominacio] v[estra] cum omnibus vobis commissis weren in bona sospitate, were mir sere leff unde frolic to horende.
… Auch wenn ich Euer Würden über längere Zeit nicht durch Schreiben besucht oder Euch ein Zeichen meiner Zuneigung erwiesen habe, ist mir doch Seele und Geist immer unruhig, bis ich über den Stand Eurer Gesundheit und den der gesamten Gemeinschaft Auskunft erhalten habe; auch wenn ich Euch die Liebe meines Herzens durch Briefe nicht oft beweise, bin ich doch Euretwegen immer besorgt und begehre Euer Wohlergehen in allen Dingen; könnte ich wissen, dass sich Euer Ehren mit allen Euch Anbefohlenen in guter Verfassung befinden, wäre mir das sehr lieb und erfreulich zu hören.
Ceterum, veneranda ac amanda domina, iuw is lichte wol bewust, dat dar vaceret eyne vicarie to Luneborgh in ecclesia sancti Lamberti dorch den doth Iohannis Engelerdes pii defuncti; hebbe wi denen laten presenteren van weghen eyner personen in unsen closter, unsen confessorem, to dem lene; is derhalven unse demoge und fruntlike bede, ift r[everencia] v[estra] noch by iuw hedden ichteswelke iura van dem slechte der Dalenborch, der weghen de up gude prester latest van iuwen closter belenet ist, efte de fundacione des lenes, d[omina] v[enerabilis] my mochte scriftliken by dessen jeghenwardighen vorwitliken, up dat dejene, de van uns presentert is, mochte myt rechte komen to der possessien. Kan ik iuw wedder worinne to willen syn, do ik alle tyd gherne.
Übrigens ist Euch, verehrungswürdige und geliebte Domina, wahrscheinlich bekannt, dass eine Lüneburger Pfründe an der Lambertuskirche durch den Tod des verstorbenen frommen Johannes Engler vakant ist; wir haben dafür jemanden von unserm Kloster zur Belehnung vorschlagen lassen, unsern Beichtvater; darum ist unsere demütige und freundliche Bitte, falls Eure Ehrwürden noch irgendwelche juristische Dokumente aus dem Geschlecht der Dalenborg bei sich hat, da ja derentwegen ein guter Priester neulich von euerm Kloster belehnt wurde. Könnte Euer Hochwürden mir etwas über die Grundlage dieser Belehnung schriftlich zukommen lassen? Damit derjenige, der von vorgeschlagen wurde, rechtsgültig in deren Besitz kommen könnte; wenn ich umgekehrt Euch wieder in irgend etwas zu Willen zu sein kann, tue ich das alle Zeit gern.
1524, nach Mai 26: Todesanzeige (Hs. 15, Brief 82)
Der Medinger Konvent zeigt den Tod der Äbtissin Elisabeth von Elvern an:
…animarum zelatrix ferventissima, totiusque monastice religionis nostre cultrix devotissima, materque fidelissima…
… hochgeschätzte Äbtissin, mit höchstem Eifer für die Seelen sorgend und höchst treue Hüterin unserer monastischen Religionsausübung, treuste Mutter…
1525, Sept. 26: Bericht über die Visitation durch den Herzog (Hs. 15, Brief 13)
Die Medinger Äbtissin berichtet der Lüner Priorin Mechthild Wilde vom Besuch Herzog Ernsts I. von Braunschweig-Lüneburg, der ihren Konvent nötigen will, sich seiner lutherischen Kirchenverwaltung zu ergeben. Die Äbtissin befürchtet Repressalien gegen die Kommunität und die Einziehung des Klostergutes. Da der Propst kaum zugegen ist, bittet sie um die Benennung von Ratgebern.
…Veneranda multumque diligenda domina, gratiarum actiones maternitati vestre refero multiplices pro dulci consolatione, quam me scriptis vestris caritativis consolata estis. Vere fidelitatem ac caritatem ad nos habitam operibus de(fol. 3v)monstrastis, quia in tribulationibus immemor nostri non fuistis, secundum dictum beati Gregoriia: „Probatio dilectionis exhibitio est operis.“ Et vulgariter: in necessitatibus amici sunt probandi. Ille, qui tribulatorum exstat consolator piissimus, aperiet vobis thesaurum sui vulnerati cordis et dignetur reddere pro vice consolationem suam divinam, ac ipse hoc tempore malo tuetur vos simul et nos sub alis sue misericordie4 ab omnibus malis.
…Ehrwürdige und vielgeliebte Frau, ich spreche Euch als Mutter meinen vielfachen Dank aus für den süßen Trost, mit dem Ihr mich in Ihren liebevollen Briefen getröstet habt. Wahrlich, Ihr habt Eure Treue und Liebe zu uns unter Beweis gestellt, denn Ihr habt uns in den Bedrängnissen nicht vergessen und seid dem Ausspruch des seligen Gregor gefolgt: “Der Beweis der Liebe besteht darin, sie im Werk zu zeigen.” bzw. im Sprichwort: “In Notlagen erweist sich wahre Freundschaft.” Er, der der treueste Tröster der Bedrängten ist, öffne Euch den Schatz seines verwundeten Herzens und mache euch würdig, Euch im Gegenzug seinen göttlichen Trost zu spenden, und er selbst möge in dieser bösen Zeit Euch und uns zugleich unter den Flügeln seiner Barmherzigkeit vor allem Übel schützen.
Scriptis dominationem vestram visitare ob solatium sepe volui, sed occupationibus et tristitiis multis supervenientibus operibus implere distuli. Dulcissima domina, certe commota sunt viscera5 cordaque nostra tremunt propter inaudita | fol. 4r | negotia, ad que monasteria compelluntur. Qualem angustiam et timorem passe sumus tempore, quo gratiosus princeps6 apud nos erat, impossibile est penna exarare. Ego et seniores domus nostre sole ferme tribusb horis stetimus coram principe ac suis consiliariis, huic ardue et inaudite cause respondendum sine omni humana consolatione. …
Ich habe schon oft den Wunsch gehabt, Eure Herrschaft durch Briefe zu besuchen, um Trost zu finden, bin aber durch viele sich ergebende Angelegenheiten und traurige Umstände daran gehindert worden, dies in die Tat umzusetzen. Liebste Dame, gewiss ist unser Innerstes bewegt, und unser Herz zittert wegen der unerhörten Geschäfte, zu denen die Klöster gezwungen sind. Welche Not und Angst wir in der letzten Zeit erlitten haben, während der gnädige Fürst bei uns war, kann die Feder nicht wiedergeben. Ich und die Amtsfrauen unseres Konvents standen fast drei Stunden lang in praller Sonne vor dem Fürsten und seinen Beratern, um diese brennende und unerhörte Angelegenheit zu beantworten, ohne jeglichen menschlichen Trost. …
1526, Jan. 23: Dankesbrief nach Klosterbesuch (Hs. 15, Brief 22)
Äbtissin Margarethe von Stöteroggen an die Lüner Priorin Mechthild Wilde nach einem Besuch in Kloster Lüne
…Bydde ok und beghere ok totis visceribus una cum filiabus vestris, dat conglutinatio amoris, qui hactenus inter nos et vos fuit, nunc firmiori cathena et vinculo indissolubili mote conglutinert syn, konne wy juw wedder worinne to willen syn, scolle gy uns alle tyd secundum possibilitatem nostre parvitatis berede vinden, novit Deus…
…Ich bitte und begehre tief in meinem Innersten gemeinsam mit Euren Töchtern, dass das Band der Liebe, das bisher zwischen euch und uns war, nun als eine stärkere Kette und ein unauflösliches Band gefestigt sein möge; könnten wir Euch wiederum in irgend etwas zu Willen sein, sollt Ihr uns alle Zeit, soweit es unsere Armseligkeit ermöglicht, dafür bereit finden, weiß Gott.…
The epitaph for Margaretha Puffen, 1st Abbess of Medingen. Margaretha Puffen came 1479 from Wienhausen to Medingen, appointed abbess in 1494
hic · cubat · exan(i)m(i)s · margret(en)s · puffe · / [re]p[aratrix] p(ri)ma abb[atissa] / h(ujus) · ordi(ni)s · dom(us) ·m(ille) · qui(n)ge(n)te(n)o · co(n)iecto · uno · duode(n)o /nom(en) · q(uae) · t(ri)buit · detulit / ip(s)a [die]s ·
Here rests the dead Margaretha Puffen, renewer (and) first abbess of this order house. In 1513, the day that gave her her name took her from this earth.
Nr. 58. Grabplatte Margaretha Puffen: DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 93 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0009306.
1513 Elisabeth von Elvern: daughter of the mayor of Lüneburg
1524 Margaretha Stöterogge (*1493), daughter of the mayor of Lüneburg Hartwig Stöterogge (+13.2.1539) and his wife Margaretha Stoketo